Förderung für den hydraulischen Abgleich? Ja, die gibt es. Jahrelang wurde die Bedeutung des hydraulischen Abgleichs unterschätzt. Leidtragende waren vor allem die Endverbraucher - die einen durch zu wenig Wärme in den Räumlichkeiten, die anderen durch Überhitzung der Räume. Allen gemeinsam waren jedoch die hohen Betriebskosten, die durch den überschüssigen Energieverbrauch aufgrund des ungeregelten Heizsystems entstanden. Eine Umrüstung der Anlage erfordert Wissen, Zeit und Geld.
Seit letztem Jahr ist eine Förderung der Heizungsoptimierung im mehrgeschossigen Wohnbau mit mindestens sechs Nutzungseinheiten möglich. Diesmal steht im Fokus auch die Beratung, denn gefördert werden nur Projekte, bei denen sowohl die Beratung als auch die Investitionsmaßnahmen durchgeführt werden. Branchenexperte und allgemein beeideter Sachverständiger Ing. Gerald Paukovits schreibt für unsere HERZ News Leser über den hydraulischen Abgleich und dessen einfache Realisierung:
Der hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen ist ein wichtiger Prozess, um eine effiziente und gleichmäßige Wärmeverteilung in Gebäuden sicherzustellen. In Österreich gewinnt dieses Verfahren zunehmend an Bedeutung, da es nicht nur Energie einspart, sondern auch die Umwelt schont.
Beim hydraulischen Abgleich werden die Heizkörper bzw. Fußbodenheizungen in einem Gebäude so eingestellt, dass jeder Raum die benötigte Wärmemenge erhält. Dies geschieht durch die individuelle Anpassung der Durchflussmengen an jeder wärmeabgebenden Fläche entsprechend der Heizlast nach ÖNORM
H 7500 bzw. ÖNORM EN 12831.
Ohne einen hydraulischen Abgleich kann es zu einer ungleichmäßigen Wärmeverteilung kommen, was zu erhöhtem Energieverbrauch und Komforteinbußen führt. Je größer bzw. weitläufiger die Gegebenheiten und damit das Versorgungsnetz ist, umso genauer muss die Berechnung der Regel- bzw. Regulierventile erfolgen, um eine gleichmäßige Wärmeversorgung gewährleisten zu können. Ob Differenzdruckregler, Volumenstromregler oder statische Regulierventile zum Einsatz kommen hängt von der jeweiligen Gegebenheit ab. Hier ist die Aufnahme vor Ort bzw. die Durchsicht der vorhandenen Gebäudeunterlagen essenziel.
Nur durch die richtige Einstellung aller Regelkomponenten eines Gebäudes mit geeigneten Messgeräten können die berechneten Volumenströme effizient an die jeweiligen wärmeabgebenden Flächen transportiert werden. Wasser ist ein „faules“ Medium und sucht sich immer den Weg des geringsten Widerstandes. Durch den richtigen hydraulischen Abgleich werden die Widerstände dermaßen eingestellt, dass das Medium im gesamten System richtig verteilt wird. Auch zu den weitest entfernten Heizflächen.
In Österreich wird der hydraulische Abgleich von Heizungsanlagen durch verschiedene Maßnahmen gefördert. So gibt es beispielsweise Förderprogramme auf Bundes- und Landesebene, die Hausbesitzern finanzielle Anreize für die Durchführung des hydraulischen Abgleichs bieten. Diese Förderungen können einen Teil der Kosten abdecken und somit die Investition für Hausbesitzer attraktiver machen.
Gefördert werden jene Projekte, die ab dem 1. April 2023 erbracht wurden und sowohl Dienstleistungs- als auch Investitionskosten umfassen. Die Registrierung für die Förderung erfolgt ausschließlich online unter www.umweltfoerderung.at und kann durch Gebäudeeigentümern oder deren bevollmächtigten Vertretern eingereicht werden. Berechnet wird die Förderung pauschal für jede beheizte Einheit und ist auf 50 % der förderfähigen Beratungskosten und 50 % der förderfähigen Investitionskosten begrenzt.
Mehr Informationen unter:
www.umweltfoerderung.at
Ein Beispiel für einen erfolgreichen hydraulischen Abgleich kann anhand einer Altbau-Wohnhausanlage mit kaum bis schlechte Wärmedämmung in Wiener Neudorf dargestellt werden. Gegeben war eine Einrohrheizung ohne Temperatur- bzw. Volumenstromregulierung der einzelnen Wohneinheiten. Eine Raumtemperaturregelung war ausschließlich mit der Methode „Fensterlüftung“ realisierbar. Der Grund dafür war, dass trotz abgeschalteter Heizkörper über den Ring der Einrohrheizung im Fußboden weiterhin Wärme an den Raum abgegeben wurde. Dies wollte man nicht länger hinnehmen.
Unsererseits wurde eine Raumtemperaturregelung vorgeschlagen und umgesetzt, die auf ein einregulierbares Zonenventil mit Stellantrieb pro Wohneinheit im Stiegenhaus des jeweiligen Geschosses bzw. der Wurzel zur Wohnung wirkt. Dadurch war es möglich, die Volumenströme der einzelnen Wohneinheiten an die Heizlast anzupassen. Der Raumtemperaturregler in Verbindung mit dem Zonenventil hatte den Vorteil, dass bei Erreichen der gewünschten Raumtemperatur das Zonenventil über den Stellantrieb auch den Ring der Einrohrheizung schloss. Durch diese Maßnahme ist es gelungen, das Problem der Überhitzung in den Griff zu bekommen.
Durch die Einregulierung konnten die Wassermengen soweit reduziert werden, dass sie tatsächlich der Berechnung laut ÖNORM H 7500 bzw. ÖNORM EN 12831 vorgeschriebenen Wassermengen entsprechen. In weiterer Folge wurden die Heizungspumpen auf einen differenzdruckgeführten Betrieb umgestellt, damit diese auf die Anzahl der aktiven Wohnungen reagieren und somit den Volumenstrom anpassen können.
Durch die Raumtemperaturregelung und Regulierung der Heizkreise mit dem richtigen Volumenstrom pro Einheit konnten niedrigere Rücklauftemperaturen erreicht werden. Geregelte Wohnungen haben grundsätzlich einen geringeren Wärmebedarf und damit weniger Wärmeverluste. Dank dieser Maßnahmen konnte in diesem Objekt eine Einsparung von 36 % der bisher bezogenen Wärmemenge erreicht werden.
HERZ News dankt Ing. Paukovits herzlich für seinen exklusiven Beitrag, der unseren Lesern einen Einblick in die praktische Welt des hydraulischen Abgleichs ermöglicht.
HERZ Thermostatisches Regelventil mit angebautem Stellantrieb in Kombination mit HERZ Elektronischem Raumthermostat ist das Paket, um den hydraulischen Abgleich von Einrohrheizungen unkompliziert, kostengünstig und erfolgreich durchzuführen.
Bestellnr. Regelventil.: 1 7217 XX
Bestellnr. Thermomotor: 1 7708 XX
Bestellnr. Raumthermostat: 3 F799 XX
Ing. Gerald Paukovits ist seit über 10 Jahren im Bereich des hydraulischen Abgleichs tätig und betreibt die Firma Messpunkt GmbH. Als allgemein beeideter und gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Heizungstechnik, Sanitärinstallationen, Trinkwasserhygiene sowie Lüftungs- und Klimatechnik unterstützt er seine Kunden von der Beratung über die Berechnung der notwendigen Maßnahmen bis hin zum Einbau der Regel- bzw. Regulierventile sowie der Protokollierung des hydraulischen Abgleichs gemäß ÖNORM EN 14336.
Kontakt: Messpunkt GmbH
Gumpendorferstraße 43 / 2-3, A-1060 Wien